Riga Komitee gedenkt der Geschwister Eichenwald
Erst kürzlich gedachten die Mitglieder des Riga-Komitees unter dem Motto "Brücke der Erinnerung" der Deportation von Jüdinnen und Juden vor 80 Jahren. Ursprünglich war eine Gedenkreise der Mitglieder nach Riga geplant. Corona-bedingt fand auch diese Gedenkstunde jetzt online statt. Bürgermeisterin Marion Dirks nahm an dieser Veranstaltung teil und erinnerte mit folgendem Text an die Deportation der Geschwister Eichenwald nach Riga:
"Ich erinnere heute stellvertretend für die Billerbeckerinnen und Billerbecker, die nach Riga deportiert und ermordet wurden, an die Geschwister Rolf-Dieter und Eva Eichenwald. Ich zitiere aus einem Gedenkblatt, das Schülerinnen und Schüler erstellt haben und das die Wolfgang Suwelack-Stiftung veröffentlicht.
Rolf-Dieter und Eva Eichenwald hätten die Familie Albersheim in Billerbeck in die vierte Generation geführt. Ihr Urgroßvater zog im 19. Jahrhundert von Gemen nach Billerbeck. Er eröffnete hier ein Textilgeschäft.
Rolf-Dieter und Eva Eichenwald waren im September 1938 aus Billerbeck verschwunden ohne Spuren zu hinterlassen. Die Familie hatte keine Existenzgrundlage mehr. Niemand kaufte bei Juden. In Krefeld fand die Familie eine neue Bleibe, bis sie am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert wurde.
Am Morgen des 2. November 1943 wurden auch Rolf-Dieter und Eva Eichenwald, ihre Mutter Ruth und ihre Großmutter Selma zum letzten Mal von jemandem gesehen, der von ihrem Schicksal erzählen konnte. Die Familie war nach Auschwitz in den Tod geschickt worden.
Rolf-Dieter und Eva Eichenwald, ermordet, weil sie Kinder jüdischer Eltern waren und weil es keine Hilfe gab.
Heute erinnert die Geschwister-Eichenwald-Aula an die Kinder aus Billerbeck. In dieser StadtAula, einem Zentrum für viele Veranstaltungen, würden sie und ihre Familien heute am Billerbecker Stadtleben teilnehmen."
Ein Video der Gedenkfeier mit der Ansprache von Marion Dirks finden Sie hier:
Dr. Heike Dörrenbacher, Mit-Organisatorin der Veranstaltung und Abteilungsleiterin beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., bedankte sich im Anschluss bei den teilnehmenden Städten: „Es hat uns beeindruckt und berührt, wie sich die Städte des Riga-Komitee engagieren und die Erinnerung an jüdisches Leben in ihren Städten aufrecht erhalten, den Deportierten und Ermordeten gedenken und vor dem Vergessen bewahren. Ihr Beitrag setzt ein wichtiges Zeichen für eine lebendige Erinnerungskultur.“
Das Riga-Komitee ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 Städten in Europa, die sich der Erinnerung und dem Gedenken der Deportation von Jüdinnen und Juden verschrieben haben.
Die Mitgliedsstädte haben es sich zur Aufgabe gemacht, an die über 25.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die in den Jahren 1941/42 aus ihren Städten nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden.
Die Stadt Billerbeck ist bereits seit dem Jahr 2005 Mitglied im Riga-Komitee. Bürgermeisterin Marion Dirks hat mit Billerbecker Delegationen seither an zahlreichen Gedenkveranstaltungen teilgenommen.
Weitere Infos unter: www.riga-komitee.eu