Alte Landwirtschaftsschule "Lawi" wird 100 Jahre alt
Am 6. November 1920 wurde in einer gemeinsamen Sitzung von Schulkuratorium und Rat des damaligen Amtes Billerbeck ein Neubau der „landwirtschaftlichen Winterschule“ einstimmig beschlossen. Zuvor war die Schule, die es seit 1883 in Billerbeck gab, zunächst im Haus Wübken und dann in einem eigenen Gebäude am Johanniskirchplatz untergebracht. Da die Räumlichkeiten nach dem ersten Weltkrieg aber nicht mehr den Anforderungen genügten, wurde der Neubau ins Auge gefasst.
Mit der Unterstützung einiger wohlhabender Bürger wurde der Bau in diesen wirtschaftlich schwierigen Jahren ermöglicht. Ab dem Jahr 1922 konnte der Unterricht im neuen Gebäude stattfinden. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde ebenfalls wieder regulär im Gebäude unterrichtet, auch wenn die räumlichen Verhältnisse inzwischen nicht mehr einer zeitgemäßen Bildungsarbeit entsprachen. Im Jahr 1950 fanden deshalb einige Umbauten und Instandsetzungen statt. Diese übernahm der Kreis Coesfeld, der den Unterhalt des Gebäudes zwischenzeitlich vom Amt Billerbeck übernommen hatte. In den 60er Jahren ging die Zahl der landwirtschaftlichen Schüler in Billerbeck und Dülmen so zurück, dass die Landwirtschaftskammer eine Zusammenlegung forderte, die schließlich 1963 in Coesfeld erfolgte.
Bis 1984 wurde die Alte Landwirtschaftsschule für gewerbliche Zwecke genutzt, bis der Rat der Stadt Billerbeck im Jahr 1984 den Beschluss fasste, das inzwischen ziemlich heruntergekommene Gebäude zu renovieren und zu einem Kulturzentrum umzubauen. Die Kita St. Ludgerus, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feierte, zog im Jahr 1989 in das komplette Erdgeschoss ein, wo Sie die „Lawi“ seither mit Leben füllt. Der große Außenbereich hinter dem Gebäude ist für die Kita-Kinder seither ein besonderes Highlight in der Kindergartenzeit.
1990 wurde das „Kulturzentrum Alte Landwirtschaftsschule“ nach umfangreicher Sanierung offiziell eröffnet. Für die damals finanziell sehr schwach aufgestellte Stadt war diese Sanierung ein echter Kraftakt gewesen, der nur mit der Unterstützung der Kreishandwerkerschaft und geförderten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen möglich war. Bis heute finden hier im Saal im Obergeschoss Kulturveranstaltungen, wie z.B. die beliebten Aufführungen des Plattdeutschen Theaters der Gruppe „Fidelio“ statt. Auch für Ausschusssitzungen, Info- und Bürgerveranstaltungen werden die Räumlichkeiten genutzt. Ebenfalls werden die weiteren Unterrichtsräume für Kurse der VHS und der Familienbildungsstätte, Unterricht der Musikschule und Kurse des DJK-VfL Billerbeck genutzt. Bis in den Keller reicht die Nutzung, wo der „Schachverein Türme Billerbeck 97“ dienstags und freitags zum Schach spielen einlädt.
„Die ‚Lawi‘ ist fester Baustein des Billerbecker Kultur- und Stadtlebens. Wir freuen uns nach wie vor über die Möglichkeiten, die uns dieses wunderschöne historische Gebäude bietet, um unseren Bürgerinnen und Bürgern Kultur, Freizeit und Weiterbildung zu ermöglichen“, so Bürgermeisterin Marion Dirks.
Bildunterschrift: Das Kulturzentrum Alte Landwirtschaftsschule, liebevoll „Lawi“ genannt, wird 100. Das Bild zeigt eine Ansicht noch vor der großen Sanierung in der 80er Jahren.